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Hiroshima und Nagasaki mahnen
Am 6. August 1945 um 8 Uhr 15 Minuten und siebzehn Sekunden Ortszeit wurde die Atombombe „Little Boy“ in 580 Metern Höhe über der japanischen Stadt Hiroshima von dem amerikanischen B-29-Bomber mit dem Namen „Enola Gay“ abgeworfen. Im Umkreis eines halben Kilometers um den „Ground Zero“ waren 90 % der Menschen sofort tot. Im Zentrum der Explosion lag die Temperatur eine Sekunde lang zwischen 3000 und 4000 Grad Celsius. Hier verdampfte alles und nur die Schatten der Menschen und Häuser blieben übrig. Am Ende des Tages waren nach Schätzungen mindestens 45.000 Menschen gestorben – und nach unsäglichen Qualen folgten in den nächsten Tagen noch viele. Die zweite Atombombe wurde aufgrund ihrer Form „Fat Man“ genannt. Sie wurde am 9. August 1945 um 11 Uhr und 2 Minuten Ortszeit auf die Stadt Nagasaki abgeworfen und explodierte in einer Höhe von etwa 500 Metern. 22.000 Menschen starben am Tag des Angriffs. Ein Augenzeuge: „Der Brand entstand nicht, weil das Feuer sich, von Stelle zu Stelle springend, ausgeweitet hätte; vielmehr brachen viele Feuer gleichzeitig in einem riesigen Gebiet aus und loderten, bis der riesige Brand auf einen Schlag erlosch. Eine Zeit lang tobte die ganze Erde und spie Feuer.“ (Jurij Takatani, Bakushin no Oka ni te). Es gibt Hoffnung Seit 20 Jahren sind die Verhandlungen der Atommächte zur Abschaffung von atomaren Sprengkörpern, zu denen sie sich im Atomwaffensperrvertrag verpflichtet haben, keinen Millimeter vorangekommen. Von den weltweit lagernden 13.000 atomaren Sprengköpfen geht eine große Gefahr aus. Anders als konventionelle Waffen oder andere Massenvernichtungswaffen löschen Atomwaffen auf der Stelle die gesamte Bevölkerung eines Ortes aus, Städte werden dem Erdboden gleichgemacht und die Umgebung zerstört. Sie produzieren eine radioaktive Verseuchung, die tausende von Jahren anhält und Krebs sowie andere Erkrankungen erzeugt, die über Generationen vererbt werden. Die Auswirkungen eines Atomkrieges auf die Umwelt, einschließlich ernsthafter Klimastörungen, können darüber hinaus zu einer weltweiten nuklearen Hungersnot oder im schlimmsten Fall sogar zur Ausrottung der Menschheit führen. Es kann keine sinnvolle medizinische Hilfe und keinen Katastrophenschutzplan bei der Explosion einer Atomwaffe geben. In dieser festgefahren Situation hat Österreich bei der letzten Überprüfungskonferenz zum Atomwaffensperrvertrag 2015 im Namen von 160 Staaten die Initiative ergriffen und einen Vorschlag unterbreitet: die sog. humanitäre Initiative. Dabei wird der Fokus endlich wieder auf die humanitären Konsequenzen eines Atomwaffeneinsatzes gelegt, anders als bisher auf geostrategische Sicherheitstheorien und Abschreckungsdoktrinen. So soll, ähnlich wie bei Landminen und Streumunition, ein Prozess eingeleitet werden, der zu einer weltweiten Ächtung und einem Verbotsvertrag dieser grausamen Waffe führt. Zu diesem Thema haben Regierungen mittlerweile zwei offizielle Staatenkonferenzen veranstaltet, bei denen zuletzt 158 Staaten anwesend waren.125 Staaten haben sich für ein Verbot von Nuklearwaffen ausgesprochen. Im August 2016 wird der Abschlussbericht der Staatenkonferenzen verabschiedet, im Oktober der UN-Vollversammlung vorgelegt. Voraussichtlich wird dort der Beschluss gefasst, dass die Versammlung eine Konferenz zur Verhandlung eines Verbotsvertrag 2017 einberufen wird. Atomwaffen abschaffen! Da die Mehrheit der Staaten für ein Verbot von Atomwaffen eintritt, gibt es eine große Chance, dass es zu einer Ächtung und zu einem Verbot von Atomwaffen, ähnlich dem Verbot von biologischen und chemischen Waffen und von Streumunition kommt. Bei den bisherigen Beratungen über Nuklearwaffen hat Deutschland leider stets gegen ein Verbot gestimmt, obwohl sich nach Forsa-Erhebungen eine überwältigende Mehrheit von 85% der Bundesbürger dafür ausspricht, dass die auf deutschem Boden gelagerten Atomwaffen abgezogen werden. 93% befürworten, dass Atomwaffen, ähnlich wie Chemie- und Biowaffen, völkerrechtlich verboten werden sollen. Diese überwältigende Meinungsmehrheit darf nicht ignoriert werden. In einer Erklärung vom April 2016 haben sich die „Mayors for peace“ (Bürgermeister für den Frieden) ebenfalls eindeutig positioniert. Diese internationale Vereinigung von Städten und Gemeinden in aller Welt, der neben 460 deutschen Gemeinden auch die Landeshauptstadt Kiel angehört, treten für eine atomwaffenfreie Welt ein.“. In der Erklärung heißt es: „Wir sind zutiefst besorgt über die reale Gefahr, die seit den tragischen Angriffen auf Hiroshima und Nagasaki im Jahr 1945 nicht kleiner geworden ist. Politische Fehleinschätzungen, Unfälle, absichtlicher Einsatz, auch terroristischer – das alles ist realistisch. Dieser gefährlichen Situation gilt es zu begegnen, denn wenn solche Waffen verwendet werden, zahlen unschuldige Menschen in den Städten unserer Welt den höchsten Preis. Aus diesem Grund fordern wir Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, (…) eine Unterstützung der Arbeitsgruppe für nukleare Abrüstung, mit dem Ziel, international wirksame rechtliche Maßnahmen, gesetzliche Vorschriften und Normen für die Verwirklichung der globalen nuklearen Abrüstung zu entwickeln und umzusetzen. Wir empfehlen allen UN-Mitgliedstaaten, an dieser Arbeitsgruppe teilzunehmen und hoffen auf eine konstruktive Diskussion über eine Nuklearwaffenkonvention und auf einen erfolgreichen Abschluss.“